Hansdampf in allen Höhlen
Rendez-vous No. 16

Werner Janz ist ein Hauswart wie aus einer nostalgischen TV-Serie: Wenn es irgendwo klemmt, findet er schnell pfiffige Lösungen. Zusammen mit seiner Frau sorgt er auch für den guten Geist in unseren Wohnhäusern an der Allschwilerstrasse 44 und 46 – wenn er nicht gerade unterirdisch unterwegs ist und Höhlen erforscht.

Werner und Susi Janz wohnen seit 47 Jahren an der Allschwilerstrasse – kein Wunder, kennen sie die beiden Häuser mit 14 Wohnungen, einem Ladenlokal und einem Gewerbegebäude im Hinterhof in- und auswendig. Sie haben die Veränderungen und Entwicklungen eng mitverfolgt, kennen die Mieterinnen und Mieter und haben viele Hausfeste organisiert und gefeiert. Ihre eigene Geschichte im Haus beschreibt Werner Janz so: «Zuerst waren wir zwölf Jahre in einer 2-Zimmer-Wohnung. Wir waren jung und viel unterwegs: Die Wohnung war unser Basislager. 1990 zogen wir in unsere jetzige 3-Zimmer-Wohnung und wurden sesshafter.» 1986 konnte er zudem eine Werkstatt im Hinterhof «ergattern», wie er es nennt, und strahlt bei diesen Worten. Denn Werner Janz, gelernter Chemielaborant, ist ein grosser Tüftler, Techniker und Handwerker.

Schnell und kreativ

Im typischen Basler Gewerbehinterhof befand sich früher eine Spenglerei, deren Inhaber auch Mitbesitzer der Häuser war. Nach seinem plötzlichen Tod half Werner Janz den Schwestern des Verstorbenen beim Unterhalt und bei der Räumung der Spenglerei – eine Riesenarbeit, wie er nachträglich sagt. Heute befinden sich Werkstätten und Ateliers für Künstlerinnen und Künstler dort. So rutschte er offiziell in die Hauswartrolle (Hand angelegt hatte er schon früher) und behielt sie, als die Liegenschaften an unsere Stiftung verkauft wurden.

Seine Arbeit beschreibt er kurz und bündig so: «Ich schaue, dass alles läuft. Ich mache einfach.» Seine Philosophie ist, zuerst selbst eine Lösung zu suchen, bevor er einen Handwerksbetrieb beauftragt. «Schnelle und kreative Lösungen sind mir wichtig, das war schon im Berufsleben so. Der Standard interessiert mich nicht.»

 

Er hinterfragt alles und arbeitet bei neuartigen Problemen nach dem Prinzip ‹Trial and Error›. Damit schuf er sich nicht immer Freunde und verlor auch einmal eine Stelle. Die Mieterinnen und Mieter jedoch profitieren davon. Und auch sozial schaut er zum Rechten: «Wenn es Spannungen gibt, versuche ich zu vermitteln, bevor Streit entsteht. Die Häuser sind sehr ringhörig.»

Neue Materien

Werner Janz lernte bei Geigy, die dann zu Ciba-Geigy wurde, und arbeitete in der Verfahrenstechnik. «Ich kam in eine Abteilung, in der handwerklich und erfinderisch Begabte zusammengeführt wurden, um das Unmögliche möglich zu machen. Als Laborant baute ich Miniaturfabriken, um Abläufe zu simulieren und mögliche Probleme vorwegzunehmen. Heute braucht es dafür grosse Teams mit 15 Spezialisten.» Später wechselte er vom Chemie- ins Physiklabor – «viel interessanter!» – und in die Flüssigkristallforschung.

Er arbeitete sich mit Begeisterung in die neue Materie ein und forschte lange im Team des Schweizer LCD-Erfinders Martin Schadt. Nach einer Kündigung im Alter von 55 Jahren und einer erwerbslosen Durststrecke arbeitete er sich nochmals in eine neue Materie ein: Messtechnik in der Präzisionsoptik. Im neuen Unternehmen wurde sein Hinterfragen hochgeschätzt.

Forscherdrang

Werner Janz hatte immer viele Interessen und nahm sich deshalb in den 1980er-Jahren einige Jahre berufsfrei, «um Sachen für mich machen zu können». Diese «Sachen» waren Reisen nach Neuseeland und Rumänien, Reiten lernen und – seine grosse Leidenschaft – Höhlenforschung.

 

Unzählige Wochenenden und Ferien verbrachte er während seiner Berufszeit in Höhlen in der Schweiz und in Rumänien. Er erschloss zusammen mit seinen Kollegen der Gesellschaft für Höhlenforschung – Geologen, Hydrogeologen, Physiker und «Aagfrässeni» – neu entdeckte Höhlen, gründete im Laufental den Karstlehrpfad Kaltbrunnental mit, gestaltete Multivisionsschauen, baute eine Datenbank auf und bildete sich sogar zum Sprengmeister aus. Er kriecht durch enge Gänge und seilt sich Hunderte Meter ab.

 

Im Bärenschacht, einem riesigen Höhlensystem im Beatenberg, sprengte er in einer spektakulären Unternehmung einen Bypass frei, um einen gefährlichen Siphon zu umgehen. Er vermisst und fotografiert die Höhlen, tüftelt dafür in seiner Werkstatt an speziellen Blitzgeräten und zeichnet Pläne.

Neugier und Ehrfurcht

Woher kommt seine Begeisterung? «Ich war schon immer ein Wunderfitz und wollte wissen, was sich hinter den Dingen befindet. Als kleiner Bub kroch ich im Jura in jedes Loch.» Nach vielen Jahrzehnten im Untergrund ist Werner Janz immer noch fasziniert, «Neuland zu entdecken, das sich ganz in unserer Nähe befindet», wie er mit blitzenden Augen erzählt. «Stellen Sie sich vor, Sie kriechen durch einen engen Gang – und plötzlich öffnet sich vor Ihnen eine 40 Meter breite und 200 Meter hohe Halle, in der Sie als erste stehen.» Gleichzeitig berührt ihn die Schönheit der unterirdischen Welt. «Es sind geschützte Räume, zu denen wir Sorge tragen müssen.» 

Wohnhäuser mit Gewerbe Allschwilerstrasse 44 und 46

 

Text

Claudia Bosshardt

wortgewandt.ch

 

Fotos

Michael Fritschi

foto-werk.ch

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