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Mit Fantasie zu neuer Energie

Als Bauherrin und Immobilienentwicklerin trägt die Stiftung Habitat grosse Verantwortung gegenüber Klima und Umwelt. So gilt es einerseits, möglichst natürliche Baustoffe zu verwenden, welche energiesparend produziert werden und zu einem angenehmen Wohnklima beitragen. Ebenso wichtig ist es andererseits, in den eigenen Wohnliegenschaften einen möglichst hohen Anteil an erneuerbarer Energie zu nutzen.

Auf der Website der Stiftung Habitat ist die eigene Haltung zum Bauen vielversprechend formuliert. Im Wortlaut steht dort: «Es werden phantasievolle optimale Lösungen im Bereich der Energie – Gewinnung, Verteilung, Verbrauch – gesucht und untereinander koordiniert umgesetzt». Im Gespräch mit Jochen Brodbeck, dem Leiter der Abteilung Bauprojekte bei Habitat, finden wir heraus, wie diese Vorgabe in der Realität umgesetzt wird.

 

«Die Herausforderungen, mit denen wir unsere Planungspartner konfrontieren, sind für diese nicht immer ganz einfach», meint Jochen Brodbeck. «Zum Beispiel diskutieren wir bei jedem Bau aufs Neue, wie man kontrollierte Wohnraum-Lüftung für ein angenehmes Raumklima mit möglichst wenig Technik umsetzt. Manche möchten die vertrauten Pfade in dieser und anderen Fragen nur ungern verlassen. Wir aber wollen einen Schritt weiter gehen.» Was dies in Sachen Energienutzung bedeuten kann, lässt sich am Basler Stadtquartier Erlenmatt Ost beispielhaft veranschaulichen

Ein Leuchtturm-Projekt punkto Energie

Spannende und „phantasievolle“ Energielösungen gibt es beim seit 2010 entwickelten Grossprojekt Erlenmatt Ost in mehrfacher Hinsicht. Da ist zum Beispiel die eigene Energiezentrale, welche die aktuell zehn Areal-Gebäude mit Strom und Wärme versorgt. Dies war ein sehr unkonventionelles Konzept, das letztlich höchst erfolgreich umgesetzt wurde, obwohl die Stiftung Habitat und fünf Bauherrschaften mit ihren jeweils eigenen Immobilien beteiligt waren.

Die Grundlage bildete die Annahme des neuen Energie-Gesetzes durch die  Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger. Dieses sah die Liberalisierung des Energiemarktes vor und ermöglichte erstmals die freie Wahl des Energielieferanten. Seit seiner Einführung kommt die Elektrizität von Erlenmatt Ost für die Endverbrauchenden nicht wie bisher von der öffentlich-rechtlichen IWB, sondern vom privaten Contracting-Partner der Stiftung Habitat, der Firma ADEV. Die Energie-Genossenschaft aus Liestal steuert die gesamte Energieversorgung und -verteilung der sogenannten „Eigenverbrauchs-Gemeinschaft Erlenmatt“. Dank diesem Status werden die Bewohnenden in Sachen Strom kollektiv wie ein Grossverbraucher behandelt. Die ADEV kann so den Stromanteil, den sie - trotz sehr hohem Eigenproduktionsanteil - aus dem Netz bezieht, günstiger bekommen. Und das wiederum wirkt sich günstig auf den Energiepreis der Bewohnenden aus. «Damit und dank der hohen Eigenproduktion über PV-Anlagen gelingt es uns, beim Strom unter Normaltarif zu bleiben», gibt Jochen Brodbeck zu verstehen, «also allen Bewohnerinnen und Bewohnern eines Areals einen Preis anzubieten, der attraktiver ist, als jener eines Netzanschlusses von Einzelverbrauchenden.»

70 Prozent Selbstversorgung

Wichtigstes Merkmal des Erlenmatt-Energiehaushalts ist die Selbstversorgung. Dazu sind sämtliche Gebäude mit Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung ausgerüstet. 70 Prozent des gesamten Energiebedarfs des Areals können so gedeckt werden. Doch damit nicht genug: Angestrebt wird eine vollständig autarke Energieversorgung, was mit einem speziellen Batterieraum zur Stromspeicherung baulich von Beginn an in die Wege geleitet wurde. Noch ist das ganze Prozedere zum heutigen Zeitpunkt zu aufwändig und zu kostspielig. «Der Strom, den wir auf den Dächern mit Sonnenkraft erzeugen, dient dem Betrieb der Wärmepumpen, Überschüsse füllen die Warmwasser-Pufferspeicher. Was darüber hinausgeht, wird heute noch ins Netz gespiesen», erklärt Jochen Brodbeck. 

Grundwasser – Kühlwasser – Heizwasser

Das ist aber nur ein Teil dieses nachhaltigen Energieprozesses. Ebenso fördern Pumpen aus vier Grundwasser-Brunnen des Areals Wasser, dem bei uns mit Wärmepumpen Wärme entzogen wird und das dann weiter abgekühlt zur nahegelegenen Roche weitergeleitet wird, um dort als Kühlwasser verwendet zu werden. Von dort fliesst das Wasser in den Rhein.

 

«Eine klassische Win-win-Situation für alle Beteiligten», freut sich Jochen Brodbeck. Begeistert sind auch die nationalen Energiebehörden. Das vorbildliche Energiemodell der Erlenmatt, das sich an den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft orientiert, wurde 2019 mit dem renommierten Schweizer Energiepreis “Watt d'Or“ in der Kategorie “Gebäude und Raum“ ausgezeichnet.

Das Weinlager im Lysbüchel zieht nach

Nach einem ähnlichen Kreislauf-Konzept wird auch die künftige Energieversorgung im Projekt Umnutzung Weinlager auf dem Habitat Areal Lysbüchel Süd im St. Johann-Quartier funktionieren. «Auch hier versuchen wir, den Gedanken der Autarkie zu verfolgen, indem wir für dieses Wohnhaus mit über 150 Bewohnenden so viel Strom und Wärme wie nur möglich selbst produzieren», hält Jochen Brodbeck fest.

 

Massnahmen wie diese zeigen eindrücklich auf: Die Stiftung Habitat arbeitet bereits jetzt daran, Lösungen der Zukunft Gegenwart werden zu lassen.

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