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Mitmachen, mitgestalten und zusammenleben – Eigeninitative in den Liegenschaften der Stiftung Habitat

Die Stiftung Habitat fördert Eigeninitiative in ihren Liegenschaften auf verschiedene Arten. Einerseits werden die Bauten so geplant, dass Begegnung und Gemeinschaft möglich sind. Und in Bewerbungsgesprächen wird erfragt, ob das Interesse an Engagement und nachbarschaftlichen Aktivitäten vorhanden ist. Ein lebendiges Umfeld und aktive Mieterschaften sind ausdrücklich erwünscht – je nach Kapazität und Möglichkeiten der Bewohnenden. Wie dies aussehen kann, davon erzählen drei Bewohnerinnen unterschiedlicher Liegenschaften.

Wohnen heisst immer auch Zusammenleben. Und dies nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern auch mit der Nachbarschaft und im Quartier. Deshalb fragt die Stiftung Habitat schon in den Bewerbungsgesprächen nach, ob die zukünftigen Mietparteien grundsätzlich interessiert sind, sich in eine Hausgemeinschaft einzubinden und sich mit ihrem Wohnort zu identifizieren. Ein klares Signal an die Mieterschaft setzen wir auch auf unserer Website: «Die Stiftung ist offen für Ideen von BewohnerInnen und daran interessiert, dass diese gemeinsam umgesetzt werden.»

Volle Kraft für Erlenmatt Ost

Für Yvonne Portenier, Mieterin auf Erlenmatt Ost und im Vorstand des gleichnamigen Verein war es genau diese Idee von Gemeinschaft und Mitbestimmung, die sie vor knapp drei Jahren ermutigte, in diese ihr anfänglich viel zu mächtig scheinende, «nah an der Autobahn gelegene Betonwüste» zu ziehen. Im Gespräch mit einer Bekannten, die schon länger hier wohnte, spürte sie dann aber schnell, «dass das Leben hier wahrhaft glücklich macht».

 

Dieses gute Gefühl hält seit ihrem Einzug an. «Hier begegnet man sich wirklich, im Haus selbst, in den Gemeinschaftsräumen, auf dem ganzen Gelände. Jung und alt, verschiedene Kulturen treffen zusammen, und das Areal bietet so viel Weite und Raum, dass zweimal im Jahr sogar Schafe auf unseren Matten weiden», schwärmt die begeisterte ‚Aktiv-Rentnerin’.

Natürlich, Corona hat zuletzt viele gemeinsame Aktivitäten, Konzerte, Märkte und Feste ausgebremst. Aber selbst während der Pandemie trafen sich die Menschen regelmässig zu gemeinsamen Mittagessen, Apéros oder in speziellen Arbeitsgruppen. Die Kinder tobten sich in ihren Spielgruppen aus, und die liebevoll umsorgten Erlenmatt-Ost-Hühner legten weiterhin fleissig Eier. 

 

Aktuell beschäftigt die Neugestaltung der Höfe die Bewohnerinnen und Bewohner. Interessierte aus jedem der neun Mehrfamilienhäuser treffen sich zu Workshops, in denen Bepflanzung, Unterhalt und Nutzung diskutiert und festgelegt werden. Yvonne Portenier ihrerseits engagiert sich in der Arbeitsgruppe «Leben im Park». Es ist eine Aufgabe mit Konfliktpotenzial, da auch externe Jugendliche den benachbarten Erlenmatt Park in ihrer Freizeit nutzen. Abfall ist das grosse Thema. Ein Glück, dass die frühere Sozialarbeiterin Yvonne ein Händchen dafür hat, schwierige Situationen zu entschärfen und Menschen mit ins Boot zu holen.

Crescendo im MuWo

«Sehr eigenständig, mit sich selbst beschäftigt und nur zaghaft gemeinschaftlich» erlebt Fabienne Robin einen Teil der Menschen in ihrer Wohnumgebung. Die 43-jährige dreifache Mutter und Ehefrau eines Berufsmusikers lebt seit zehn Jahren im Musikwohnhaus der Stiftung Habitat an der Lothringerstrasse und muss es also wissen. «Viele Musiker und Musikerinnen unter einem Dach sind nicht die ideale Voraussetzung für gemeinsame Projekte». Umso wichtiger, dass sie sich mit Gleichgesinnten im Vereinsvorstand für das Zusammenleben der musikalischen Familien engagiert und mithilft, ein gemeinschaftliches Leben auf die Beine zu stellen.

«Nicht funktioniert hat es zu Beginn mit der externen Betriebsleitung», erinnert sich Fabienne. Deshalb hat der Verein Musikerwohnhaus in vielen Belangen und für viele Räume die Regie übernommen. 40 Personen beteiligen sich seither aktiv an der Entwicklung der Community und Fabienne ist überzeugt, dass die «geschenkten Möglichkeiten immer besser genutzt werden». «Ich bin mega dankbar für all das, was wir als Mietende hier geniessen, aber man muss von innen heraus etwas damit anfangen, muss auf die Mitbewohnerinnen und Mitbewohner zugehen, damit etwas passiert.»

 

Die auch im Berufsleben kreative Frau hat selbst richtig angepackt. Sie bewirtschaftet unter anderem mehrere Gästewohnungen, deren Mietende aus aller Welt – neben Profi-Musikerinnen und -Musikern von Jazz bis Klassik sind dies auch Theaterleute – viel Abwechslung und Leben in die Bude bringen. Zum Beispiel im grossen «weissen Saal», wo spontan oder angesagt Konzerte und Jam-Sessions stattfinden oder in der grosszügig eingerichteten Kantine, wo gerade in diesen Tagen ein Gastmusiker die Bewohnerschaft mit persischer Kochkunst verwöhnt. 

Viel los bei EFA

Wie Fabienne an der Lothringerstrasse hat auch Paula, 39, in unserer Familien-Wohnüberbauung an der Elsässer-/Fatiostrasse ein klares Statement: «Die von der Stiftung Habitat zur Verfügung gestellte Infrastruktur belebt sich nicht von selbst. Man muss dranbleiben und sich organisieren, damit die Gemeinschaft funktioniert.»

 

Diese Aussage erhält in diesen komplizierten Zeiten spezielle Bedeutung. Zwei Jahre Corona haben die davor sehr aktive, lebendige Gemeinschaft von Mieterinnen und Mietern stark zurückgebunden. Und so entspricht das aktuelle Bild weder der Zeit vor 2020, als richtig viel los war, noch den Bedürfnissen der meisten Bewohnerinnen und Bewohner. Anlässe und Aktivitäten fanden letztens kaum statt, auch aus Rücksicht. Niemand sollte ausgegrenzt werden.

 

Jetzt herrscht endlich wieder Aufbruchstimmung. Der Verein macht mobil, im besten Sinne des Wortes. Schon im November 2021 stieg im Gemeinschaftsraum eine «kolossale Halloween-Paëlla-Party». «Die Leute strömten nur so herein, darunter einige, die man gar nicht so richtig kannte», freut sich Paula, die mit Partner und zwei Kindern seit sechs Jahren hier lebt und den Verein EFA aktiv mitgestaltet. Deutlich mehr als die Hälfte der 35 Familien sind Vereinsmitglieder, viele davon haben Kinder. Das schweisst nicht nur zusammen, sondern es fördert auch gemeinsame Projekte. Mittagstische, ‚Buuregarte’, Veloputz-Flicktage, gemeinsame Ausflüge, Filmabende, Kleiderbörsen, Büchertausch oder das Erntedankfest führen durch das Jahr und machen das Zusammenleben stimmig und reich. Auch die ‚Kindsgi-Auffrischung’, die die Stiftung Habitat finanziell unterstützt, ist auf bestem Weg. Und selbst das grosse Nachbarschaftsprojekt Strassenfest mit seiner ‚Langen Tafel’ soll diesen Sommer wieder stattfinden. Dafür liessen die Bewohnerinnen und Bewohner schon mal fünf Autoparkplätze aufheben.

 

Eigeninitiative als Zukunftsmodell?

Eigeninitiative kommt nicht von ungefähr. In den Liegenschaften der Stiftung Habitat ist sie sehr erwünscht, und die Grundvoraussetzungen dafür sind vorhanden. Dies wird bereits vor dem Mietverhältnis entsprechend kommuniziert. Die so entstehende Auswahl und Zusammensetzung der Mieterschaft begünstigt von vorneherein ein aktives Zusammenleben in den Liegenschaften. Gepaart mit der kreativen Lust, der Energie und dem Gestaltungswillen der Bewohnerinnen und Bewohner, entsteht daraus ein Nährboden für eine blühende und bereichernde Nachbarschaft, ein soziales und solidarisches Zusammenleben im Sinne des Stiftungszwecks: Wir stehen ein für eine wohnliche und lebenswerte Stadt.

 

Verein Erlenmatt Ost

Verein Musikerwohnhaus

EFA Wohnverein St. Johann Basel

 

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