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Historische Bauten bewahren und erlebbar machen

Die Stiftung Ferien im Baudenkmal (FiB) ist ein Projekt an der Schnittstelle von Tourismus und Denkmalpflege. Sie setzt sich schweizweit für die Erhaltung historisch wertvoller Häuser ein, indem sie leerstehende, vom Zerfall oder Abbruch bedrohte Baudenkmäler übernimmt, sanft restauriert und wiederbelebt. Wie der Stiftung Habitat liegt ihr somit ein nachhaltiger Umgang mit Bausubstanz am Herzen.

In der Schweiz finden sich auf engstem Raum die unterschiedlichsten Baudenkmäler: traditionelle Bauernhäuser, Bürgerhäuser, Zeugen der Industrialisierung und der Anfänge des Tourismus sowie einzigartige Beispiele moderner Architektur. Baudenkmäler sind wichtige Bestandteile intakter Ortsbilder und Landschaften, sie bewahren Geschichte und stiften Identität. Da sie heutigen Wohnansprüchen oft nicht mehr genügen, sind sie von Verfall oder Abriss bedroht. Für ihren Erhalt sind daher nachhaltige Nutzungsformen gefragt.

 

Mit der Gründung der Stiftung Ferien im Baudenkmal hat der Schweizer Heimatschutz 2005 ein Projekt lanciert, das eine wirtschaftlich tragfähige und zeitgemässe Nutzung von Baudenkmälern ermöglicht und gleichzeitig Baukultur erlebbar macht. Neben der Erhaltung der Wohnobjekte stehen das aktive Erleben, die Vermittlung und die Sensibilisierung für das Thema Baukultur im Vordergrund.

 

Die Idee, Tourismus und Denkmalpflege miteinander zu verbinden, liegt auf der Hand, denn die Anliegen des Denkmalschutzes lassen sich hervorragend mit dem Bedürfnis vieler Touristinnen und Touristen nach Authentizität und Entschleunigung in Einklang bringen. Jahrhundertealte Kulturlandschaften und Baudenkmäler erinnern an eine ruhigere Welt, wirken entspannend und laden zur Erholung ein.

 

Unser Umgang mit historischer Bausubstanz steht im Zeichen der Nachhaltigkeit. Statt Abriss und Neubau verlängern wir den Lebenszyklus und schonen Ressourcen, indem wir Bestehendes sinnvoll sanieren und ergänzen. In dieser Hinsicht sind sich FiB und die Stiftung Habitat nicht unähnlich. Auch die Stiftung Habitat hat prägende Bauten wie die Aktienmühle oder das Silo, die schon dem Abriss geweiht waren, erhalten und einer neuen Nutzung zugeführt. Letzteres erlaubt sogar ebenfalls «Ferien im Baudenkmal» – denn im Hostel Silo, ab 1. Juli geführt von der Krafft-Gruppe, kann auch übernachtet werden. Auch eines der jüngsten Projekte, die Verwandlung des Coop-Weinlagers in ein Wohnhaus, entspricht der Bestrebung, Ressourcen zu schonen und den Lebenszyklus von Bauten zu verlängern.

 

Knarrende Böden, niedrige Räume, der Geruch von Rauch aus dem Specksteinofen oder getäfelte Wände, Buntglasfenster und prächtige Deckenmalereien machen die Ferien im Baudenkmal zu einer Reise in vergangene Zeiten. Hier ist hautnah erlebbar, wie es sich in einem Walliser Blockhaus aus dem 16. Jahrhundert oder in einer Jugendstilvilla aus dem 20. Jahrhundert lebte. Jedes Baudenkmal ist auf seine Art einzigartig. Trotzdem müssen unsere Feriengäste nicht auf zeitgemässe Küchen- und Sanitäreinrichtungen verzichten. Das Einrichtungskonzept der Stiftung ergänzt das historische Mobiliar mit Schweizer Designklassikern und schafft so ein stimmungsvolles Gesamtbild aus Alt und Neu. Wer sich am Sitz der Stiftung Habitat aufhält, könnte sich in einem unserer Objekte wähnen: Hier wurde genauso Wertvolles sorgfältig restauriert, wie beispielsweise der Artikel über das Sitzungszimmer zeigt. In der gesamten Geschäftsstelle an der Rheingasse 31 wurde mit viel Gespür renoviert, umgenutzt und geschmackvoll mit Mobiliar eingerichtet.

Das Angebot der Stiftung Ferien im Baudenkmal wächst stetig und reicht vom mittelalterlichen Holzhaus aus dem 13. Jahrhundert bis zur modernen Stadtwohnung aus den 1930er Jahren. Heute können wir rund 50 Ferienwohnungen anbieten. Die wachsende Beliebtheit von Ferien im Baudenkmal – mit einer Auslastung von über 70 Prozent in den letzten Jahren – bestätigt die gesellschaftliche Akzeptanz der Stiftungsziele. Während Betrieb und Unterhalt der Baudenkmäler durch Mieteinnahmen finanziert werden können, ist die Stiftung für die Restaurierung der einzigartigen Zeitzeugen auf Spenden angewiesen. Die Stiftung kann als Mitglied eines Tragwerks oder mit einer freien Spende unterstützt werden. Die Stiftung trägt das ZEWO-Gütesiegel. 

 

Der Stiftung Ferien im Baudenkmal geht es nicht nur darum, besonders schöne Ferienliegenschaften zu vermieten, sondern möglichst vielen Menschen den Wert und die Schönheit von alter Bausubstanz aufzuzeigen. Das kann auch sanft zum Umdenken führen – und damit dazu, dass die Wahrnehmung gegenüber Erhalt statt Abriss langsam in den Köpfen Fuss fasst.

                                                                                          

Beat Schwabe ist Stiftungsratspräsident der Stiftung Ferien im Baudenkmal.

 

Artikel zum Sitzungszimmer in der Geschäftsstelle

Hostel Silo

 

Fotos: Zeljko Gataric Imhoff

 

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